Der niederländische Obdachlose „Five-Star Tony“ ist in Pattaya gestorben

Tony, ein niederländischer Obdachloser, der in der Gemeinde Pattaya, wo er mehr als 20 Jahre verbrachte, sehr bekannt war, ist laut einer Mitteilung seiner Kirche, der Encounter Church, verstorben.

Wegen seines auffälligen Tattoos im Gesicht wurde er auch „Fünf-Sterne-Tony“ genannt. „Wir sind schockiert und traurig, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Tony plötzlich verstorben ist“, heißt es in der Erklärung der Kirche. „Tony war eine erstaunliche Persönlichkeit in unserer Kirche und unseren Selbsthilfegruppen.

Tony starb letzte Nacht an einer Lebervergiftung, nachdem er einige Tage zuvor keinen Alkohol mehr getrunken hatte, sagt Fotojournalist Camille Gazeau. Dieser Fotojournalist hat im November letzten Jahres einen Fotoessay über ausländische Obdachlose in Pattaya gemacht. Er hat auch Obdachlose interviewt und Coconuts Bangkok hat darauf aufmerksam gemacht. Das Interview mit Tony, der 44 wurde, verlief ungefähr so.

„Ich bin seit drei Jahren obdachlos. In den Niederlanden war ich Techniker, gut vermittelt, hatte zwei Firmen und besaß ein Haus. Als ich vor 20 Jahren zum ersten Mal im Urlaub nach Thailand kam, blieb ich hängen. Alkohol und Sex, das wars für mich. Ich habe hier meine Frau kennengelernt, wir hatten zwei Kinder, jetzt 10 und 8 Jahre alt, wir hatten eine tolle Zeit. Aber ich hatte, glaube ich, die falschen Freunde und das falsche Leben, weil ich weiterhin getrunken und Sex hatte. Meine Frau hat mich nach 13 Jahren rausgeschmissen, sie hatte mein Leben in Bars und anderen Damen satt. Wir hatten ein gutes und reiches Leben, aber davon ist nichts mehr übrig, jetzt besitze ich keinen roten Satang mehr.

Um zu überleben, habe ich meinen eigenen Straßenhandel gegründet. . Ich helfe Menschen, hauptsächlich Touristen. Nicht wenige Touristen werden ausgeraubt oder haben Probleme mit Ladyboys. Ich helfe ihnen, ihr Geld oder ihren Reisepass zurückzubekommen. Ich habe Verbindungen zur Polizei und bekomme von den Opfern etwas Geld für meine Hilfe. Mit Hotels, Taxis usw. kenne ich mich recht gut aus. Mein Geld verdiene ich in Pattaya und vergnüge mich hauptsächlich in Jomtien.

Ich bekomme viel Unterstützung von meiner Kirche, der Glaube ist mir wichtig. Sie geben mir gute Ratschläge und regen mich in meinem Leben auf der Straße an. Sie arrangierten auch, dass ich kürzlich nach Bangkok reiste, um meine Kinder zu treffen, die ich seit drei Jahren nicht gesehen hatte.

Ich habe meine Familie nie um Unterstützung gebeten, sie wissen nicht einmal, wie ich hier lebe. Ich habe meinen Stolz. Meine Eltern sind alt, ich möchte sie nicht stören. Mein Bruder ist der Einzige, der über die Situation Bescheid weiß, aber davon kann ich nichts erwarten. Nein, die Kirche, das ist mein Fels!

Auch die Konsularabteilung der niederländischen Botschaft hilft mir nicht weiter. Ihre Botschaft ist einfach: Appellieren Sie an Ihre Familie und wenn sie nicht helfen wollen oder können, holen Sie sich Hilfe von Ihren Freunden.

Mittlerweile akzeptiere ich das Straßenleben, möchte mich aber nicht wirklich daran gewöhnen. Es ist ein hartes Leben, ich lebe nicht, ich überlebe. Das Schwierigste ist, einen anständigen Schlafplatz zu finden. Ich schlafe, wo immer ich kann, meist in leeren Gebäuden. Nie zu lange an einem Ort bleiben, das ist zu gefährlich. Essen ist kein Problem, denn die Thailänder sind sehr nett und geben mir immer etwas zu essen.

Ich muss immer auf der Hut sein vor Dieben und anderem Abschaum wie der thailändischen Mafia. Ihnen gefällt nicht, wie ich mein Geld verdiene. Deshalb wechsle ich ständig den Ort, damit sie mich nicht finden können. Ich lebe ein gefährliches Leben, ich habe viele Freunde, aber auch viele Feinde. Das Tattoo auf meinem Gesicht soll sie abschrecken, wie in Amerika, wo jemand, der getötet hat, einen Stern ins Gesicht tätowiert hat. Das bedeutet, ich habe keine Angst, ich renne nicht. Ich habe immer Angst. Aber Angst zu haben ist auch gut, denn dann behält man den Kopf. Ich bin Optimist, weil ich trotz vieler gefährlicher Situationen noch am Leben bin. Ich wurde mehrmals erstochen und hatte sogar einmal eine Waffe an meinem Kopf, aber ich habe alles überlebt.

Aber es reicht, ich versuche jetzt, mein altes Leben zurückzubekommen, ich möchte, dass meine Frau mich wieder akzeptiert. Ich hoffe, dass in den nächsten vier Monaten alles wieder gut wird und ich meine Sachen zurückbekomme. Ich arbeite hart daran, weil ich Thailand immer noch liebe.“

Ruhe in Frieden Tony!