In Thailand erlebt man alles (49)

Von Editorial
Posted in Lebe in Thailand
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4 Februar 2024

Diskriminierung und Rassismus sind zwei heiße Themen in den Weltnachrichten. Blog-Leser und insbesondere Blog-Autor Hans Pronk spricht darüber, wie seiner Meinung nach in seiner Fußballwelt in Ubon Ratchathani damit umgegangen wird.

Er spielt dort in der Ubon Champions League, die nicht ganz mit der europäischen Champions League vergleichbar ist. Kein Messi, Ronaldo oder Frankie, sondern regelmäßige, meist ältere Spieler. Hans hat bereits eine schöne Geschichte über das Fußballspielen in Ubon geschrieben, die Sie hier lesen können www.thailandblog.nl/leven-thailand/amateurfootball-in-thailand

Dies ist die Geschichte von Hans Pronk

Keine Diskriminierung im Fußball in Ubon

Thailand ist immer noch (ein bisschen) eine Klassengesellschaft und Menschen, die auf der sozialen Leiter weit oben stehen, werden oft anders behandelt als die einfachen Leute. Farangs werden auch anders behandelt als normale Thailänder, manchmal negativ, aber häufiger positiv, das ist zumindest meine Erfahrung. Ich werde einige Beispiele nennen, was ich auf den Fußballplätzen erlebe, aber daraus lassen sich natürlich keine weitreichenden Schlussfolgerungen ziehen.

Auch in Thailand ist Fußball kein Spitzensport und jeder, der ein bisschen Fußball spielen kann, kann eine Mannschaft finden, in der er spielen kann, da beispielsweise kein Mitgliedsbeitrag erhoben wird. Natürlich müssen Sie in der Lage sein, Fußballschuhe zu kaufen und über Transportmöglichkeiten zu verfügen, denn der Fußballkomplex, in dem der Wettbewerb (die Ubon Champions League) stattfindet, liegt außerhalb der Stadt in einem Gebiet, in dem nur wenige Menschen leben und es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Dadurch dürfte der Großteil der Spieler deutlich über dem Mindestlohn liegen, wir haben aber auch Spieler, die knapp über dem Mindestlohn liegen. Allerdings haben wir keine Reisbauern – die in der Provinz Ubon die Mehrheit bilden – in unserem Team und sie scheinen auch in anderen Teams abwesend zu sein. Das harte Leben dürfte es körperlich nahezu unmöglich gemacht haben, im Alter von 50 Jahren Fußball zu spielen. Auf dem Rennrad sieht man sie übrigens nie, am Wochenende hingegen sieht man etliche Radfahrergruppen durch die Provinz fahren. Es scheint also keine Diskriminierung der Bauern zu sein, sondern das Ergebnis einer Kombination aus Geldmangel und vorzeitiger Abnutzung des Körpers.

Letztes Jahr kam ein neuer Spieler zu unserem Team, der sich als Bankmanager herausstellte. Er scheint mehrere Autos zu besitzen und ist kürzlich sogar mit einem Mercedes aufgetaucht. Zugegebenermaßen nicht das neueste Modell, aber dennoch. Beim ersten Spiel, das der Bankdirektor spielte, erkannte ihn der Schiedsrichter und kam direkt auf ihn zu, machte ein Wai und eine tiefe Verbeugung, wobei sein Kopf fast den Rasen berührte. In unseren Augen natürlich eine etwas überzogene Begrüßung und ich muss sogar sagen, dass ich sie in dieser extremen Form noch nie gesehen habe. Es scheint übrigens, dass diese Form unter den Jugendlichen in Thailand kaum noch vorkommt, sie dürfte also ausgedient haben.

Immer kommt derselbe Schiedsrichter zu mir – auch wenn er auf einem anderen Spielfeld pfeifen muss – aber nur, um mir die Hand zu schütteln. Als Farang bin ich offenbar auch im Vorteil.

In unserem Team hat der Bankmanager keinen Vorteil und er leidet resigniert. Er hat zum Beispiel ein paar Kilo zu viel und ist daher langsam und außerdem raucht er, was sich deutlich an seinem Zustand bemerkbar macht. Er bekommt also nur wenige Spielminuten, sogar weniger als ich, obwohl ich fast 20 Jahre älter bin.

Anfangs nahm er einen Klappstuhl mit, um nach dem Spiel gemeinsam mit seinen Fußballkollegen am Spielfeldrand ein Bier zu genießen. Doch sobald er aufstand, war dieser Stuhl immer wieder von anderen Biertrinkern besetzt, so dass er dann im Gras stehen oder sitzen musste. Damit hatte er sich auch abgefunden, obwohl er diesen Stuhl im vierten Spiel, das er spielte, zu Hause ließ. Kein Respekt vor dem Bankmanager, das ist klar.

So wenig positive Diskriminierung auf den Fußballplätzen und negative Diskriminierung beispielsweise von Frauen gehören ebenfalls der Vergangenheit an. Da ist zum Beispiel eine Schiedsrichterin, noch keine dreißig Jahre alt, die mühelos 22 ältere Männer mit ihrer Pfeife kontrolliert. Keine Proteste.

Abschließend noch ein Beispiel dafür, wie ein Farang – meine Person – vom Publikum auf den Fußballplätzen behandelt wird: Bei einem Turnier, das mit einem Dorffest zusammenfiel und einen recht großen Zuschauerandrang hatte, erhielt ich bei einer Auswechslung herzlichen Applaus. Den Rest des Tages hörte ich für niemanden Applaus.

Allerdings wird nicht jeder Farang auf den Fußballplätzen so behandelt. Vor ein paar Jahren spielte beispielsweise ein Finne in einer anderen Mannschaft, kam aber kaum dazu, zu spielen, was wohl nicht an mangelnden Fußballqualitäten lag, sondern eher an seiner großen Klappe. Im folgenden Jahr spielte er für eine andere Mannschaft, doch auch dort bekam er fast keinen Job. In den folgenden Jahren sah ich ihn nie wieder und seitdem war ich der einzige Farang auf den Fußballplätzen in Ubon.

8 Antworten auf „In Thailand erlebt man alles Mögliche (49)“

  1. Johnny B.G sagt oben

    Es ist irgendwie traurig, wenn ein schönes Stück keine Kommentare bekommt. Es braucht Zeit, es auf „Papier“ zu bringen und wird als selbstverständlich angesehen, weil es für den perfekten Menschen nichts zu bemerken gibt. Hoffentlich erfinden auch diese moralischen Ritter ihre eigene Geschichte.
    Zum Thema: Vielen Dank, Hans, für die Geschichte. Sport ist dazu da, sich zu verbrüdern oder Statusunterschiede zu beseitigen.
    Leider kann ich nicht mehr am Spiel teilnehmen und muss das tun, was jeder Fußballspieler wirklich hasst, nämlich Distanzlaufen.

  2. John Scheys sagt oben

    Das ist wunderschön geschrieben, ohne zu viel Schnickschnack! Herzlichen Glückwunsch Hans Pronk

  3. Tischler sagt oben

    Selbst wenn man sie im Laufe der Jahre mehrmals liest, bleibt dies eine unterhaltsame Geschichte!!!

  4. UbonRom sagt oben

    Hans Schönes Stück!

    Ich wollte sogar fragen, ob ich vorbeikommen könnte, wenn ich wieder in Uban bin, um mir ein Spiel anzuschauen und uns kennenzulernen. Ich werde (noch) nicht teilnehmen können, aber ich würde es gerne tun, weil ich es nicht tue Ich lebe (noch) dauerhaft in Ubon, bin aber noch bis zu meiner Pensionierung im Wirtschaftssystem gefangen und daher meine Zeit (noch) in Europa und nicht mit meiner Frau und meinen Kindern dort.
    Also vorerst ungefähr die gleiche Situation für mich mit dem Team von Freunden, aber dann vorerst zwischen den Pizzabäckern hier in Rom.

    Regards,
    Erik

    • Hans Pronk sagt oben

      Natürlich UbonRome/Erik, komm mit. Aber in letzter Zeit habe ich aufgehört, mich zu schützen, weil ich dazu neige, zu viel zu wollen und einfach nur herumzuhüpfen, ist nichts für mich. Der Wettbewerb liegt übrigens noch auf Eis und es sind nur noch wenige Turniere übrig.
      Die Felder sind mit dem Fahrrad erreichbar, sodass wir einen Blick auf das Wochenende werfen können.

  5. Jacques sagt oben

    Der Sport verbindet und es ist großartig, dass es Ihnen mit dieser Fußballmannschaft gut geht. Ich würde sagen, trainiere so lange wie möglich. Ich selbst erkenne bei meinen Marathonaktivitäten in Thailand das Positive in den Menschen. Am Ende haben wir alle ein Ziel, nämlich die Ziellinie zu erreichen, und das müssen wir selbst schaffen. Die Wertschätzung füreinander ist durchaus sicht- und spürbar. Das Sportfahrrad ist bei den Thailändern sicherlich beliebt und eine Option, über den Beitritt zu einem solchen Verband nachzudenken, obwohl dies ein höheres Risiko für die Straßen und den Verkehr mit sich bringt.

  6. Wil van Rooyen sagt oben

    Sehr schönes Teil,
    Wenn ich in der Nähe wohnen würde, würde ich mich auf jeden Fall als Mitglied anmelden.
    Schade, diese 9800 km und das späte Interesse an diesem Land.
    Sportliche Grüße
    Wil

  7. Französisch sagt oben

    Schöne, milde Beobachtungen, danke!


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